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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Wie das Fräulein „So-La-La“ ihr Tüpfelchen findet

Die Mutter fand in den folgenden Nächten keinen Schlaf mehr.  Mit tränennassen Augen starrte sie zum Fenster hinaus, als lauschte sie in der Dunkelheit nach dem hohnlachenden Chor der hochgezogenen Augenbrauen, gestreckten Zeigefinger und mitleidigen Stimmen.


Der Vater tat sein Bestes, ihre Befürchtungen zu zerstreuen und den Luftballongesichtern ihre Unschuld zurückzugeben. In einem Anflug von Leichtsinn versuchte er von der unglückseligen Äußerung seiner Tochter abzulenken.

Keineswegs  würden die Zeichnungen das Gesicht eines gefallenen Mädchens zeigen. Unverkennbar spiegelte sich in der klaren Linienführung die Schönheit der Mutter.
Die zweifelhafte Schmeichelei  war noch nicht verhallt,  als sich vor ihm das Tor zur Hölle öffnete.

„Das Einzige, das sich in den hässlichen  Fratzen offenbart, ist die Einfältigkeit ihres Vaters.“,  bellte die Mutter erbost zurück.

Die glühende Lava ihrer Blicke rollte unaufhaltsam zur Bettseite des Vaters heran. Die Ungeheuerlichkeit, sie in einem Atemzug mit den sackartigen Kritzeleien zu nennen, steigerte  ihren Herzschlag  zu einem rasenden Sturmgeläut.
Wer es  wagte, sie der Ähnlichkeit mit einem Strichmädchen zu bezichtigten, würde seiner Tage nicht mehr froh werden, donnerte sie dem in Schweiß gebadeten Vater ins Gesicht.

Ihre Stimme nahm eine Klangfarbe an, die den Posaunen des Jüngsten Gerichts in nichts nachstand.   

Einmal mehr half dem Vater sein feines Gehör für das Knacksen ihres Geduldsfadens.   In letzter Sekunde schaffte er es aus der Tür,  bevor ihn ein  mütterlicher Feuersturm zu Asche brannte.

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