Love Letter Diary – Part 29

Taube

Es ist Frühjahr.
Ich sitze auf der Terrasse
und rauche eine Zigarette.
Aus dem Himmel fällt mir eine Taube vor die Füße.
Ein Falke stürzt ihr hinterher.
Ich mag es nicht,
wenn in meinem Garten Blut spritzt.
Mit lautem Geschrei  
jage ich den Falken fort.
Die Taube bleibt blutend liegen.
Ich sehe sie an.
Sie sieht mich an.
Ich mag Tauben nicht.
Ich füttere die Vögel in meinem Garten.
Wenn eine Taube zu ihnen fliegt,
verjage ich sie.

Abends sehe ich nach der Taube.
Sie sitzt mit gebrochenem Flügel auf der Terrasse,
wo ich sie mittags verlassen habe.
Ich gebe ihr Wasser in einer Schüssel.
Ich stelle Futter dazu.
Vielleicht stirbt es sich nachts leichter für sie.
Am Morgen finde ich die Taube wieder.
Sie ist nicht tot.
Ich sehe sie an.
Sie sieht mich an.
So geht es Tage.
So vergehen Wochen.
Ich mag Tauben nicht.
Ich füttere die Vögel in meinem Garten.
Wenn eine Taube zu ihnen fliegt,
verjage ich sie.

Eine Taube wohnt auf meiner Terrasse.
Ich kümmere mich jeden Tag um sie.
Ich kaufe Futter für sie. 
Morgens hüpft sie mir entgegen.
Abends springt sie mir nach.
So geht es Tage.
So vergehen Wochen.
Als sie ihre Flügel spreizt,
fühle ich einen Schmerz,
den ich mir nicht erklären kann.
Ich sehe sie an.
Sie sieht mich an.
Ich mag Tauben nicht.
Ich füttere die Vögel in meinem Garten.
Wenn eine Taube zu ihnen fliegt,
verjage ich sie.

Eines Morgens finde ich eine weiße Feder
und keine Taube mehr,
die auf meiner Terrasse wohnt.
So geht es Tage.
So vergehen Wochen.
Ich habe keine Taube mehr,
die auf mich wartet,
wenn ich eine Zigarette rauche.
Ich füttere Vögel im Garten.
Wenn eine Taube zu ihnen fliegt,
sehe ich sie an.
Sie sieht mich an, 
und weiß nicht,
dass mich die Sehnsucht nach einer Taube plagt,
die einen Sommer lang bei mir
auf meiner Terrasse lebte.

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