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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Die Großmutter strich ihr sanft durch die Haare.

„Wenn es so weit ist, schlägt mein Herz an einem Ort für dich weiter.“, stöhnte sie.

Das Fräulein „So-La-La“ sah sie mit entsetzten Augen an. Es war nicht mehr die Großmutter, die zu ihr sprach. Durch ihre tränenverhangenen Augen blickte sie auf einen Engel, der langsam seine Flügel ausbreitete.  

Der Wind, der durch das Fenster wehte, wirbelte die Vorhänge durcheinander,  als forderte er die Seele der Großmutter auf, mit ihm mitzufliegen.  

„Die Äzrte fniden enie Meidzin.“, bäumte sich das Fräulein „So-La-La“ gegen die dunklen Gedanken in ihrem Kopf auf.

Oma Rosa wusste es besser. Sie drückte das Fräulein „So-La-La“ fest an sich.

„Es ist Zeit, die Dinge loszulassen,  bevor sie zu schwer werden.“, sagte sie, ohne dass sich eine Spur von Traurigkeit in ihr Stimme mischte.

Es sollten die letzten Worte sein, die das Fräulein „So-La-La“ aus dem Mund der Großmutter hörte. Das Rumoren in ihrer Lunge schwoll zu einem lauten Gezische an. Ihr Blick erstarrte.

Ein letztes Mal zog der Puppenspieler an seinen Fäden.  Dann fiel ihr Arm schlaff auf das Bett zurück. 
Im gleichen Augenblick begannen die Apparate, mit denen sie verkabelt war, laut zu piepsen.  

Auf dem Gang wurden Schritte laut. Eine Tür sprang auf. Stimmengewirr erfüllte den Raum. Weiße Mäntel schwirrten aufgeregt an das Bett heran.
Eine kräftige Hand fischte das Fräulein „So-La-La“  aus dem Bett und zog sie mit sich fort.

Auf dem Gang  blieb sie untröstlich.  Mehrmals versuchte sie, sich von der Mutter loszureißen und in das Krankenzimmer zurück zu stürmen.

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