
Wie das Fräulein „So-La-La“ die größte aller Lieben entdeckt
An einem trüben Herbsttag schlenderte das Fräulein „So-La-La“ an der Hand ihrer Mutter durch einen Park.
Der Himmel hatte sich bereits dunkel gefärbt, als über ihr ein wildes Gekreische losging.
Zwei dunkle Schatten rasten aufeinander zu und verschmolzen zu einem schwarzen Punkt, der auf die Erde zuraste. Sekunden später schlug er um Haaresbreite neben dem Fräulein „So-La-La“ ins Gras.
Nach dem Aufprall zersprang er in zwei Teile. Aus einem erhoben sich zwei Flügel, die sich dicht über ihrem Kopf in den Himmel hoch schwangen. Der andere Teil blieb reglos am Boden zurück.
Neugierig näherte sich das Fräulein „So-La-La“ der Absturzstelle. Zu ihrer Enttäuschung war kein Stern vom Himmel gefallen. Vor ihren Füßen lag ein kleiner Vogel. Die Mutter hob ihn vorsichtig hoch.
Der bedauernswerte Federknäuel sah übel zugerichtet aus. Der nächtliche Jäger hatte ihm einen Flügel gebrochen und eine blutige Schneiße in sein Gefieder gerissen.
Die flehenden Augen des Fräulein „So-La-La“ ließen der Mutter keine Wahl. Sie nahm ihren Schal vom Hals und wickelte den Vogel darin ein.
Der Fahrer des herbeigerufenen Taxis blickte misstrauisch auf das blutige Bündel in ihren Händen.
„Wir müssen etwas retten, das aus dem Himmel gefallen ist.“, erklärte ihm die Mutter die Eile.
„Es scheint bloß ein Vogel zu sein.“, schüttelte der Fahrer verständnislos den Kopf.
Seinem Gesicht war deutlich anzusehen, dass er sich um die Sitze des Taxis mehr sorgte als um den blutenden Vogel, den die Mutter in den Armen hielt.