
“In den Zeitungen und Geschichtsbücher findet sich keine Erklärung, warum sich das Schicksal für einen bestimmten Augenblick entscheidet und nicht für einen anderen.“, sagte die Geschichte, die an meiner Bettkante saß.
„Vielleicht muss sich ein Augenblick opfern, damit Abermillionen andere verschont bleiben.“
Ich dachte darüber nach, während die Mutter weiter ihren Bestand an Suppen- und Fleischteller in Scherben schmiss. Ihnen folgten die die Kaffee- und Teetassen in den Untergang. Herbe Verluste erlitten auch die Obst- und Salatschlüsseln. Und was einmal eine Kaffeekanne oder eine Zuckerdose gewesen war, ließ sich im Trümmerfeld nur noch schwer erahnen.
Der Tellerkrieg der Mutter tobte bis weit nach Mitternacht.
Er endete erst als, eine Bratpfanne das Ziel verfehlte und gegen das Küchenfenster prallte. Die Scheibe platzte mit einem lauten Knall. Ihm folgte eine gespenstische Ruhe, die bis zum Morgengrauen anhielt.
Im ersten Tageslicht wagte sich der Vater aus seinem Versteck. Auf Zehenspitzen schlich er zur Tür hinaus.
Das Fräulein „So-La-La“ blickte ihm schweigend hinterher.
„Er fürchtete sich davor, von einem Teller erschlagen zu werden, als er sich in meinem Bett verkroch.“, klärte mich die Geschichte, die an meiner Bettkante saß, über sein merkwürdiges Verhalten auf.
Ich starrte sie fragend an. Es lagen so viele Jahre dazwischen. Ich erinnerte mich nicht mehr an die Zeilen, die ich geschrieben hatte.
„Ihn plagte in jener Nacht die Angst, sein Glück verspielt zu haben.“, antwortete die Geschichte.
Sie deutete auf ein Blatt in der Zeichenmappe. Ich zog es heraus und reichte es ihr hinüber.