
In Wahrheit hieß sie Sophie-Laura. Der Ruf dieses Namens war tadellos. Er bot keinerlei Anlass für gestreckte Zeigefinger, hochgezogene Augenbrauen oder mitleidige Stimmen. Sein klarer Klang schmeichelte sich in jedes Ohr. Auch schweren Zungen tänzelte er leichtfüßig über die Lippen.
Wie alle Meisterwerke bedurfte er keiner langatmigen Erklärungen. Seine Schönheit sprach für sich selbst.
Die leichte Eitelkeit, die ihm innewohnte, war der Unzahl seiner berühmter Vorbesitzerinnen geschuldet.
So wäre die Geschichte des Fräulein „So-La-La“ um ein Haar schon wieder zu Ende gewesen, noch ehe sie richtig begonnen hatte.
Als sie jedoch den Mund öffnete und die ersten Worte plapperte, spitzte die Welt neugierig die Ohren.
Schon nach den ersten Sätzen wurde deutlich, dass etwas Ungeheuerliches im Gange war. Das makellose Bild stürzte vor aller Augen aus seinem Rahmen.
Als wäre der angerichtete Schaden nicht groß genug, vollzog es sich mit einem unüberhörbaren Scheppern und Klirren.
Aus heiterem Himmel spielte die Zunge des Fräulein „So-La-La“ verrückt. Sie gebärdete sich wie ein Clown in der Manege und gefiel sich darin, mit Worten Unheil zu stiften.
Das allergrößte Vergnügen bereitete es ihr, den Namen Sophie-Laura in Unordnung zu bringen.
Bevor sich seine schmeichelnde Melodie entfalten konnte, packte ihn die Zunge mit boshafter Raffinesse. Sie schüttelte und rüttelte ihn durch, bis er jede Orientierung verloren hatte und nicht mehr wusste, was an ihm vorne und hinten war.
Da fand sich ein A, wo keines hinpasste. Da hörte man ein L, wo keines sein sollte. Da hoffte man verzweifelt auf ein F, wo es dringend gebraucht wurde. Da wartete man vergeblich auf ein U und ein R, wo sie unabkömmlich waren.
Seiner Schönheit beraubt, blieb ein trauriges „So-La-La“ übrig. Für seine Besitzerin brach eine Welt zusammen.