
Wie das Fräulein „So-La-La“ herausfindet, dass ein Buchhalter die schwersten Schraubarbeiten der Welt zu tun hatte
Auf den ersten Blick unterschied sich das Haus, in dem Fräulein „So-La-La“ aufwuchs, kaum von den anderen Häusern in der Nachbarschaft. Es war ein unscheinbares Reihenhaus mit hellrosa Fassade am Rand einer Vorstadtsiedlung. Mit seinen drei Stockwerken ragte es bis zur Spitze des Magnolienbaumes hoch, der im Vorgarten stand.
Obenauf trug es ein Dach, das an einen spitzen Hut erinnerte. Die einzige Auffälligkeit war ein verrosteter Antennenmast, der hoch in den Himmel ragte. Nachts erhellte ihn ein schwacher Lichtschein aus einem Dachfenster. Dahinter lag das Arbeitszimmer des Vaters.
Sein honigfarbener Schreibtisch stand direkt unter dem Fenster. Ein Bürostuhl, ein kleiner Kaminofen und ein mit Büchern zugestopftes Bücherregal komplettierten die karge Einrichtung.
Auf dem Boden stapelten sich Bücher- und Aktenberge zu einem undurchdringlichen Labyrinth hoch.
In den Sommermonaten brannte die Sonne unbarmherzig durch die dünne Dachhaut. Im Winter kämpfte der kleine Elektrokamin vergeblich gegen die klirrende Kälte an, die aus allen Ritzen kroch.
Oft wurde es Mitternacht, bis der Vater seine Arbeit unterbrach schwerfällig die Treppe hinunter stieg.
Manchmal wachte das Fräulein „So-La-La“ vom Lärm der knarrenden Stufen auf. Mit offenen Augen starrte sie zur Tür und zerbrach sich den Kopf, was es Wichtiges zu tun gab, dass ihn spät in die Nacht an seinen Schreibtisch fesselte.
Jedes Mal endeten ihre Gedanken bei der Aktentasche, die er keine Sekunde aus den Augen ließ. Niemand außer ihm durfte sie anfassen.
Augenscheinlich besaß sie keinerlei Wert. Das verbeulte Leder glänzte speckig. An den Metallschnallen auf der Vorderseite fraß der Rost.