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Die Reise des Fräulein „So-La-La“

Solche und ähnliche Vorfälle wiederholten sich regelmäßig.

Die Mutter suchte Trost in dem Glauben das nervtötende Gestotter ihrer Tochter diente dem höheren Zweck, den Nachrichtensprechern die Weltherrschaft streitig zu machen. 

Der Vater tat so, als hätte er gerade nicht hingehört. Und der Rest der Welt verzog keine Miene, um nicht leichtsinnig ins Fadenkreuz eines mütterlichen Kanonendonners zu geraten.

Als einzige gab das Fräulein „So-La-La“ die Hoffnung nicht auf, den lästigen Spaßvogel in ihrem Mund zur Vernunft zu bringen.  Aber es war zum Nägelbeißen und Haareraufen. Ob sie sich den Finger in den Mund steckte oder in die Wange kniff. Ob sie morgens Seifenwasser gurgelte oder zu Mittag zwei Teller Buchstabensuppe löffelte. Nichts von alldem erwies sich als taugliches Mittel, den verrückten Clown in ihrem Mund in die Schranken zu weisen.

Zu allem Überfluss entwickelte sich ihr Verstand im gleichen Tempo, mit dem das Licht durch den Raum flog.  Innerhalb kürzester Zeit tummelten sich in seinem Räderwerk mehr Gedanken und Geschichten als Blätter auf einem Baum. Und die Zahl wuchs beständig an.

In dieser Not blieb dem kleinen Fräulein „So-La-La“ nichts anderes übrig, als ununterbrochen loszuplappern.
Andernfalls drohte ihr riesiger Kopf zu zerplatzen wie ein Luftballon, in den zu viel Luft hineingeblasen wurde.  

Der verrückte Clown in ihrem Mund hatte seinen Spaß daran. Die lautmalerischen Purzelbäume und Verrenkungen, mit denen er seine Besitzerin demütigte, fanden in den hochgezogenen Augenbrauen, gestreckten Zeigefinger und mitleidigen Stimmen ein schadenfrohes Publikum. Ihr schallendes Gelächter verfolgte das Fräulein „So-La-La“ bis in den Schlaf.

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