Verrat (Entwurf)

Der. Drache traf sich mit seiner Drachenmeute in einer Bar. Einige Tische waren mit Drachen besetzt. An anderen rotteten sich die Bären zusammen.
Es war nicht üblich, dass Bären und Drachen sich vermischten . Man war sich nicht Feind. Aber die Drachen blieben unter sich. Und die Bären taten es ihnen gleich.
Ein Tisch stach an diesem Abend jeden Neuankömmling sofort ins Auge.
Es war der Tisch, an dem der Drache mit seinen Freunden feierte. Denn der Bär saß mitten unter ihnen.
Anders als sonst blieb er schweigsam.
Manche Drachen versuchten ihn nicht zu bemerken. Andere begegneten seinerAnwesenheit mit missfälligen Blicken.
Der Bär strafte sie mit einer grimmigen Miene.
Der Drache nahm ihn unauffällig zur Seite
„Dein Gesicht sieht aus als wäre es schon im Winterschlaf.“, ermahnte er den Bären.
„Deine Meute kann meine Gesellschaft nicht leiden.“, rechtfertigte der Bär seine schlechte Laune.
„Es sind meine Freunde.“, erwiderte der Drache.
Der Bär wollte keinen Streit.
„Dann sind es auch meine Freunde.“, gab er kleinlaut bei.
Der Abend dauerte lange. Das Gelächter wurde lauter. Die Gläser klirrten. Der Wein löste die Zungen
Einige aus der Drachenmeute gingen nach draußen, um Feuer zu spucken. Der Drache war unter ihnen.
Der Bär folgte ihm.
Der Drache stand mit dem Rücken zu ihm. Er unterhielt sich mit einem anderen Drachen über den Bären.
„Die Meute zerreißt sich schon die Mäuler.“, sagte der andere Drache.
Er verzog das Gesicht dabei.
„Du hast etwas Besseres verdient als ein Bärenfell.“, sagte er.
Der Drache bemerkte den Bären in seinem Rücken nicht . Er züngelte ein Feuer aus.
„Ich hätte ihn besser nicht herzeigen sollen.“, sagte er.
„Es war ein Fehler.“, bestärkte ihn der andere Drache.
„Ich hatte für einen Moment vergessen, dass er ein Bär ist.“, seufzte der Drache.
In diesem Moment schlug die Tür aufDer Rest der Drachenmeute drängte unter Gejohle ins Freie.
Der Bär nutzte den Tumult, um sich unbemerkt zurückzuziehen.
Als der Drache einige Minuten später inmitten seiner Meute in die Bar zurück kam, saß der Bär allein an der Theke. Vor ihm stand ein leeres Glas.
Ihre Blicke trafen sich kurz. Der Bär drehte den Kopf weg. Sie sprachen kein Wort miteinander.
Der Bär blieb für den Rest des Abends alleine sitzen. Der Drache feierte einige Tische weiter mit seiner Meute.
Die Kellner läuteten gerade die letzte Runde ein, als der Drache sein Glas auf die Theke stellte und sich neben dem Bären setzte
Sie tranken ihre Gläser leer.
„Du siehst aus, wie jemand, der nicht dazu gehören will.“, ergriff der Drache das Wort.
Der Bär starrte in sein Glas.
„Ich sehe aus, wie jemand, der nicht zu Dir passt.“, erwiderte der Bär, ohne den Drachen anzusehen.
Der Drache schwieg. Er schien zu verstehen.
„Warum hast du es gesagt?“, fragte der Bär.
Sein Gesichtsausdruck verriet, wie bitter ihm diese Worte schmeckten.
„Ich war vor der Tür. Ich habe es gehört.“
Der Drache griff nach der Pranke des Bären.
„Es ist nicht der richtige Ort, um darüber zu reden.“, sagte er.
„Wir sollten nach Hause gehen“
Auf der Straße dämmerte schon der neue Tag. Sie schlenderten die Straße entlang, an denen die Häuserfassaden begannen, die Dunkelheit abzustreifen.
An Himmel über ihnen strahlte ein Sternenmeer.
Unvermutet blieb der Drache stehen und blickte zu den Sternen hoch.
„Du hast recht.“, wandte er sich dem Bären zu
„Unter Drachen ist ein Bär nicht herzeigbar. Aber unter er einem Sternenhimmel gibt er eine fabelhafte Figur ab.“
Der Bär rückte mit seiner Schnauze dicht an die Nase des Drachen heran .
„Dann solltest du mich den Sternen vorstellen“, sagte er.
Der Drache verstand. Er schlang seine Arme um den Hals des Bären und küsste ihn.
Die Sterne fanden nichts daran auszusetzen.