Der Faden Teil 2) Entwurf

Sie saßen an einem Tisch unter einem schattigen Baum und tranken Kaffee.
Der Bär rührte den Löffel in seiner Tasse um. Der Drache züngelte ein kleines Feuer aus.
Sie blickten sich an.
Der Bär zog die Stirn in Falten. Der Drache wusste es richtig zu deuten.
„Worüber denkst du nach?“, fragte er.
Ich habe über den roten Faden nachgedacht, dem du folgst.“, antwortete der Bär.
Der Drache lächelte.
Seinem Gesicht war deutlich die Überraschung abzulesen. Bären eilte der Ruf hinterher, selten über etwas nachzudenken, das nicht mit Honigtöpfen zu tun hatte.
„Ich folge dem Faden, weil an seinem Ende eine Seele wartet, die für mich bestimmt ist.“, erklärte der Drache.
„Es ist eine Drachengeschichte.“, erwiderte der Bär.
„Ich habe sie für dich zu Ende gedacht.“
Er biss sich auf die Lippen, als suchte er nach den richtigen Worten.
„Vielleicht ist es meine Seele, die du suchst.“ , stotterte es aus ihm heraus
Der Drache lächelte ihn an.
„Bären und Drachen suchen einander nicht. Aber du wirst als Erinnerung in mir leuchten.
Der Bär nickte.
„Darüber habe ich lange nachgedacht, bis ich das gefunden habe.“
Der Bär griff in seine Hosentasche und zog eine Rolle heraus, auf der ein roter Zwirn aufgewickelt war. .
Der Bär legte die Rolle auf den Tisch. Er rollte ein Stück des Fadens ab. Dann nahm er die linke Hand des Drachens und wickelte den Faden darum.
Der Drache wehrte sich nicht dagegen.
„Was hast du vor?“, fragte er.
Anstelle einer Antwort erhob sich der Bär von seinem Platz.
„Warte auf mich, bis ich zurückkomme.“, sagte er.
Mit diesen Worten drehte er dem Drachen den Rücken zu und eilte mit der Zwirnrolle in der Hand davon.
Der Drache blieb allein am Tisch zurück. Es vergingen endlose Minuten. Die einzige Verbindung zwischen ihnen war der Faden, den der Drache um sein Handgelenk gebunden hatte.
Er begann sich bereits besorgt umzublicken, als der Bär an den Tisch zurückkam.
„Ich habe die Rechnung bezahlt.“, erklärte er seine Abwesenheit.
Er hielt immer noch die Rolle in der Hand. Der Faden war bis auf ein kleines Stück abgerollt.
Der Bär nahm das andere Ende des Fadens und band es um das rechte Handgelenk des Drachen.
„Was soll das bedeuten?“ fauchte ihn der Drache an
„Ich habe die Seele gesucht, die am anderen Ende des Fadens auf dich wartet.“, antwortete der Bär.
Der Blick des Drachen wechselte ungläubig zwischen den beiden Fäden an seinen Handgelenken hin und her.
Der Bär grinste.
„Der Faden an deinen Handgelenken beweist es. Wohin du ihm auch folgst. Er führt dich nirgendwo anders hin als zu dir. Es ist ein Kreislauf. Der Anfang sucht immer nach seinem Ende. Und beides steckt nur in einem selbst.“
Der Drache starrte den Bären an, als würde sich vor seinen Augen ein Wunder abspielen.
Auch Bären waren imstande, zu denken.
„Ich bin dem Faden gefolgt, um es dir zu beweisen.“, sagte der Bär.
„Er hat mich zu deiner Seele geführt.“
„Bären und Drachen suchen einander nicht.“, blieb der Drache bei seiner Meinung.
Der Bär schüttelte dein Kopf.
„Ich habe dich gar nicht gesucht.“, antwortete er.
„Ich habe dich gefunden.“
Auf den Wangen des Drachen schimmerte ein zartes Rot. Es hatte den gleichen Farbton wie der Faden, dessen beiden Enden um seine Handgelenke gewickelt waren.
„Dagegen sind mir wohl die Hände gebunden.“ erwiderte er verlegen und drückte seine Nase gegen die haarige Schnauze des Bären.